Es ist wieder die Zeit angekommen, wo ich sage: Es weihnachtet sehr.
Es weihnachtet sehr. Jetzt freue ich mich richtig darauf, dir aus meiner Kindheit die Advents- und Weihnachtszeit zu erzählen. Es war für mich etwas besonderes, etwas magisches. Nicht der religiöse Hintergrund hat mich interessiert, sondern einfach die Zeit. Die Tage waren kürzer, du hast dich mehr zu Hause aufgehalten, die Räume waren erfüllt von der Wärme aus dem Ofen und aus der Küche kamen die wunderbarsten Gerüche.
All das gehörte zur Adventszeit. Angefangen hat es ja mit dem Basteln des Adventskranzes. Dazu ist man in den Wald gegangen und hat sich Tannenzweige oder Moos geholt, je nach dem welche Materialien zum Flechten des Kranzes benötigt wurden. Als Grundlage gabe es bei mir in der Familie einen Strohkranz, daraus wurde der Adventskranz gebunden. Zum Schmücken wurden meistens rote Kerzen und rote Schleifen verwendet. Fast allabendlich wurden in der Adventszeit die Kerzen angezündet und Lieder gesungen oder auch gebetet.
Das Tolle daran aber war, wir saßen als Familie zusammen.
Am 5. Dezember kam der Nikolaus, obwohl an diesem Tag in Südtirol der Grampustag ist. Da zogen die jungen Männer mit den Ketten rasselnd durch die Straßen, die Gesichter schwarz bemalt. Heute gibt es Vereine, die Masken tragen und für Auftritte gebucht werden. Als Kind hatte ich Angst vor diesen Gestalten.
Der Nikolaus ist da.
Jedoch als Geschenk war dann der Nikolaus gekommen. Ich habe vorher noch Heu für den Esel des Nikolaus hinausgelegt und voll Freude auf das Läuten der kleine Glocke gelauscht. Zwar habe ich sie nie gehört, weil wir, wie es zur damaligen Zeit üblich war, die frische Milch beim nächsten Bauern holen mussten und nicht zu Hause waren.
Aber der Nikolaus war doch gekommen, denn es standen dann Teller mit Mandarinen, einen Nikolaus aus Lebkuchen, Nüsse aller Art und ein paar Kekse bereit. Außerdem gab es Handschuhe oder Socken als Geschenk. Die Kerzen des Adventskranzes wurden angezündet, Lieder gesungen und jeder war glücklich. An diese Abende erinnere ich mich gern zurück.
Auf der Suche nach den richtigen Weihnachtsbaum
Dann war es üblich, dass der Weihnachtsbaum im Wald geschlagen wurde. Außerdem brauchte man Moos für die Krippe. An ein besonderes Erlebnis erinnere ich mit so viel Freud und Stolz und erzähle es auch gerne weiter.
Ein unvergessliches Ereignis …..
Ich, sieben oder acht Jahre alt, durfte mit meinem Vater in den Wald gehen und den Baum für Weihnachten schlagen. Mit stolz geschwellter Brust ging ich mit. Am Vorabend hatte es geschneit und die Welt war wie verwandelt. Wir gingen zuerst zu meiner Patin, die im Nachbardorf wohnt. Die hatte einen Bauernhof, wo vor Weihnachten noch geschlachtet wurde. Damals gab es noch Hofschlachtungen.
Wir bekamen eine frische Wurst und Kraut. Nicht das Sauerkraut wie heute, sondern aus Wasserrüben wurde das hergestellt. Das ist nicht so sauer und schmeckt einfach nach Erde, nach Kraft. Heute werden diese Rüben wieder angebaut und zu Kraut verarbeitet. Waren aber lange Zeit nicht mehr erhältlich.
Das besondere Wunder
Jedoch was mich am Meisten beeindruckt hat, der Weg war tief verschneit und wir waren die ersten Menschen, die da durch gingen. Die Haselnusssträucher haben sich wie ein Tunnel in den Weg hineingebogen und ich kam mir vor, wie eine Winterprinzessin, die mit erhobenen Haupt, den Vater an ihrer Seite auf das Schloss zu geht. Dort erwarten mich meine Untertanen und sind glücklich, mich zu sehen. Dieses Erlebnis habe ich noch so vor Augen, als ob es erst gestern gewesen wäre. Nachdem wir den Tunnel hinter uns gelassen hatten, fanden wir unseren Baum und gingen dann glücklich nach Hause. Was für ein schönes Ereignis, davon zehre ich heute noch.
Zur Adventszeit dazu gehören: Kekse, Krapfen und Zelten backen
Jetzt hätte ich doch wirklich vergessen, Kekse mussten gebacken werden, Krapfen machen, Milzschnitten vorbereiten, ach was war da in der Küche los. Meine Mutter lief zur Höchstform auf. Überall fand sie Rezepte, die sie ausprobieren musste. Und die Kekse waren einfach lecker. Nur, außer beim Nikolaus, durften wir die Kekse erst am Heilig Abend essen. Echt eine Herausforderung.
Eine Familientratition war:
In meiner Kindheit wurde der Christbaum und die Krippe ganz geheim aufgestellt. Die Fensterläden der Stube wurden geschlossen, wir durften nicht mehr hineingehen, sondern wurden anderweitig beschäftigt. Einfach Aufregung pur. Wir waren ja so neugierig.
Unser Weihnachtsessen war für mich was besonderes
Bei uns gab es selbstgemachte Würste mit Kraut und Brot. Glühwein und Tee. Damals ein Festessen. Natürlich durften wir nun die ganzen Kekse durchprobieren. Das war unser Nachtisch. Daran denke ich gerne zurück und wenn ich in Südtirol bin, besuche ich meine Tante und werde dort mit diesen Köstlichkeiten noch heute verköstigt.
Es war Brauch, in die Christmette zu gehen
Meine Eltern gingen dann zur Mitternachtsmesse. Als ich größer wurde, durfte ich ab und zu auch mitgehen. An einen Heiligen Abend kann ich mich gut erinnern, es hatte geschneit und der Vollmond stand am Himmel. Alles glitzerte, als ob man viele kleine Lichter ausgesät hätte, um mir den Weg zu beleuchten. Später war es für mich selbstverständlich an dieser Messe teilzunehmen, ich sang im Kirchenchor und war stolz darauf, den Menschen Lieder singen zu dürfen.
Der erste Weihnachtstag
Am 1. Weihnachtstag ging man gemeinsam in die Kirche. Später gab es, je nach dem, bei der Oma oder zu Hause ein Festessen. Und das wichtigste war, nach dem Essen wurde eine kleine Runde spazieren gegangen und nachher noch Karten gespielt. Wattn, ein Kartenspiel, das in Südtirol sehr beliebt ist, musste es sein. Außerdem kamen Freunde oder andere Familienmitglieder zu Besuch.
Der zweite Weihnachtstag oder Stephanstag
Der 2. Weihnachtstag war dem Sport gewidmet. Nach zwei Tagen Völlerei wurden Wanderungen gemacht oder Schi gefahren. Obwohl auch da wieder gut gegessen wurde, gehörte das zum Stephanstag, wie er bei uns genannt wird, dazu. Abends ging es dann zum Ball, denn nach der Weihnachtszeit wollte man wieder fröhlich sein und tanzen. Damit wurde die Ballsaison eröffnet.
Wie ich das schreibe, läuft diese Zeit wie ein 8 mm Film vor mir ab. Manchmal halte ich an um mich an besondere Momente zu erfreuen, dann spult die Filmrolle weiter. Sie war einfach schön diese Zeit. Manchmal vermisse ich sie ein bisschen.
Advents- und Weihnachtszeit mit meinen Kinder
Als meine Kinder klein waren, habe ich versucht die Adventszeit und Weihnachten so stimmungsvoll wie möglich zu machen. Auch bei uns gab es immer einen Adventskranz sowie einen Christbaum. Eine wunderschöne Krippe hatten wir.
Auch ich habe lange Zeit den Christbaum am Abend geschmückt, als die Kinder schon schliefen. Eine unvergessene Zeit ist, das gemeinsame Backen von Keksen, manchmal habe ich mich auch mit Stollen ausprobiert. Zusammen singen war ein fixer Bestandteil.
Wie meine Kinder größer waren, ergab unser Singen ein schönes Quartett. Das hat echt gut geklungen. Manchmal hatten wir so einen Spaß, haben gelacht bis uns die Tränen über die Wangen liefen. Und das alles nur, weil wir Lieder mit neuem Text versahen, daraus wurde es dann immer wilder und ausgelassener. Ja, viele schöne Adventszeiten und Weihnachten durfte ich erleben.
Eine schöne Erinnerung an diese Zeit ist auch, Weihnachtslieder zu singen. Ich habe jahrelang im Chor gesungen, die ganzen feierlichen Messen, das Rorate an jeden Adventssonntag sowie nachher das gemeinsame Frühstücken, wunderschöne Erlebnisse.
Ab und zu gehe ich heute noch am Heiligen Abend in die Messe, weil ich lateinische Messen hören will und Weihnachtslieder, die mich an meine Kindheit und Jugendzeit erinnern. Ein bisschen Wehmut ist dabei.
Denke ich heute an diese Zeit zurück, so fühlt es sich an, als ob ich heute auf einem anderen Planeten wohnen würde. Die Adventszeit sollte auch heute noch eine besinnliche Zeit sein, jedoch heute ist es viel zu hektisch, das Wetter zaubert auch keine weihnachtliche Stimmung mehr herbei und jeder ist so mit seiner Arbeit, mit seinen Pflichten beschäftigt, dass er dabei auf sich selbst vergisst. Sicher gibt es äußerliche Anzeichen, du siehst ganz viele Lichterketten in den Gärten, von Bambi bis zu den Rentieren, Nikoläuse, die an der Wand hochklettern und noch viele andere verrückte Sachen.
Auch mir geht es so, dass ich heute Mühe habe, mich in diese Adventszeit hineinzufühlen. Ich versuche zwar mit Lichterketten und Kekse backen diese Stimmung in mein Leben zu bringen, jedoch gelingt es mir nicht immer. Auch ich lasse mich mitreisen von den allgemeinen Einkaufsrausch, und für den muss ich noch ein Geschenk kaufen oder das muss ich noch besorgen, obwohl ich mir jedes Jahr vornehmen: ich verschenke nur noch Zeit.
Fazit dieser Geschichte:
Adventszeit ist für mich immer noch eine besinnliche Zeit, obwohl ich soviel von der „alten Zeit“ vermisse. Ich gebe es nicht gerne zu, doch tief in meinem Herzen bin ich noch immer begeistert von Adventskränzen, Adventskalender, Lichterketten und Christbäumen. Lateinische Messen hören und Weihnachtlieder ganz laut singen. Vor einigen Jahren habe ich „meine liebsten Weihnachtslieder“ auf einer CD aufgenommen, da hat mein Wunsch Pate gestanden.
Außerdem vermisse ich den Schnee, vermisse es gemeinsam mit meinen Kindern oder meinen Patenkindern Kekse zu backen, vermisse das gemeinsame Singen von Weihnachtliedern, vermisse den warmen Ofen, der soviel natürliche Wärme verströmt, und besonders vermisse ich, das Ritual in der Advents- und Weihnachtszeit der Gemeinsamkeit und in der Familie zu sein.
So nun kennst du ein bisschen meine Einstellung von Weihnachten. Wie ist das bei Dir, feierst du gemeinsam mit deiner Familie oder bist du mit Freunden unterwegs? Erzähl doch mal deine Weihnachtsgeschichte.
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